^VORSTELLUNG
Mussorgskijs Klang-Bilder
D ie Frage ist stets aktuell: B eein flussen a n a lo g e und d ig itale
M e d ie n die W ie d e rg a b e ? Eine fast 25 Jah re alte C D -E d itio n zeigt,
w ie zeitlos das T h e m a ist. O d e r doch lieb er zur Platte greifen?
E
s hat die Audiophilen vor 25 Jahren
bewegt und interessiert die heutigen
immer noch: Analog und Digital -
was klingt wie? Einen praktischen Beitrag
zu dieser Diskussion lieferte 1990 das in
Los Angeles ansässige Label Performance
Recordings. Von dort kam eine Veröffent-
lichung von Modest Mussorgskijs „Bilder
einer Ausstellung“ in der Originalversion
für Soloklavier. Der Pianist James Boyk
hatte sie damals live eingespielt.
Und obwohl dieser seine Sache sehr
gut machte und die mal verträumten, mal
verspielten und mal donnernden Passa-
gen dieses Klassikers der Programmmu-
sik gekonnt in Szene setzte, wäre diese
xte Variante des berühmten Werks schon
damals, geschweige denn heute kaum der
Erwähnung wert. Doch es gibt hier eine
Besonderheit: Das Album erschien auf
LP und CD, wobei der Silberling gleich
zwei Versionen der Live-Takes enthält,
die eine ist ein Analog-, die andere ein
Digitalmitschnitt.
Die Signale der zwei eingesetzten hoch-
wertigen Bändchenmikrofone wurden
mittels Röhren-Equipment von Sheffield
Lab auffiereitet und einerseits analog auf
einer Bandmaschine des Typs „Magne-
saurus 351.5 All-Tube Analog Master
Recorder“, so der vollständige Name, als
auch digital auf einem DAT-Gerät von
Panasonic verewigt. Wohlgemerkt: ein
und dieselbe Session. Die makellos gefer-
tigte LP enthält nur die vollanaloge Fas-
sung von der Magnesaurus.
„A n alog " von Platte und CD
Wer die CD besitzt, darf also wählen,
wobei die beiden Versionen der aus 16
Tracks bestehenden „Bilder“ einfach
hintereinandergesetzt wurden. Auf dem
Cover sind die Nummern der jeweils
musikalisch gleichen Paare vermerkt, so
T rack
Contents
1.17
Promenade.
...................
..................
2.1X
Gnomus
(A ffnomc'\-hciid nah nu
3.19
4.20
II Vecchio Castelle (7/tc
Old Casll
5.21
6.22
Tuileries -
Chikiren Quarrelme
/
Jede Passage hat zwei Track-Nummern: Eine für
die analoge, die andere für die digitale Fassung
Damals wie heute ein Hörfest für den audiophil interessier-
ten Musikliebhaber: Boyks Einspielung der „Bilder" auf LP
und CD - und auf Letzterer vom Analog- wie Digital-Master
46 STEREO 1/2014
M
U s
dass man per Fernbedienung einfach zwi-
schen ihnen hin- und herspringen kann.
Wer nur die LP besitzt, wird sich an der
Plastizität, den realistischen Farben und
der authentischen Dynamik der hochau-
diophilen Aufnahme erfreuen.
„Stehen beide Tonträger zur Verfü-
gung, kann man obendrein checken, wie
sich die Analogspur vom Plattenspieler
und CD-Player zueinander verhalten“,
freut sich Audio Int’l-Chef Hermann
Hoffmann, ein Connaisseur mit dem
Händchen fürs Erlesene, der die „Per-
formance Recordings“ - das Label gibt’s
übrigens noch - ausgegraben hat.
Doch sind die Unterschiede tatsächlich
deutlich, und was können uns die Schei-
ben heute noch mitteilen, da ja zumindest
die Digitaltechnik erhebliche Fortschritte
seit damals gemacht hat?
Typisch: Die Analog-Tracks (1-16)
erkennt man zunächst am zwar sehr lei-
sen, aber doch hörbaren Bandrauschen.
Ihre Digital-Pendants (17-32) bieten den
stilleren, „schwärzeren“ Hintergrund.
Tonal meint man, von der Magnesaurus
die hölzerne Note des Instruments rea-
listischer präsentiert zu bekommen, auch
scheinen über sie die leisen Passagen trotz
des leichten Rauschteppichs differenzier-
ter zu kommen. Dafür tönt’s digital kei-
nesfalls heller oder artifiziell, sondern
straffer und kerniger, in der Energie kon-
zentrierter. Zudem wirkt das Piano über
die Digitalaufnahme in seinen Dimensio-
nen um Nuancen klarer umrissen.
Tatsächlich sind die Abstände eher
gering, aber deshalb für die Detailfa-
natiker wohl umso aufschlussreicher.
Die Schallplatte entfernt sich deutlicher
davon. Je nach Güte des Abspielgeräts
wird man mit ihr das absolut gesehen
natürlichste, schwungvollste Ergebnis
erzielen, wobei zum Band- noch das
Nadelrauschen kommt. Wen das nicht
stört: Die Platte gibt’s für 38, die CD
für 30 Euro. Und das Set wird
für 50 Euro angeboten. Fröh-
liche (Klang)Bild-Vergleiche
wünscht
M a tth ia s B öde.
Kontakt:
Audio Int'l, Tel.: 069/503570,
www.audio-intl.com